Finkenau und das Raumkonzept der Waterkant Werkstattpädagogik

5. April 2023

In den Anfängen der Arbeit mit dem Konzept der Waterkant Werkstattpädagogik von Christel van Dieken haben sich die jeweiligen Teams unserer Einrichtungen überlegt, welche Erfahrungsbereiche sie den Kindern anbieten wollen. Grundlage hierfür bilden die Bedürfnisse der Kinder.

Anhand der Einrichtungsstruktur (Grundriss) wurde ausgemacht, wo diese Erfahrungsbereiche sinnvoll verortet werden können (Räume „lesen“). Dabei wurde auf die Trennung bewegter und ruhiger Bereiche geachtet. Die Räume selbst wurden neu gegliedert, indem Laufwege durch Raumtrenner bewusst umgeleitet wurden. So können die unterschiedlichen Erfahrungsbereiche erkennbar strukturiert werden. Als provisorische Raumtrenner dienten Teppiche, Pflanzen und bereits vorhandene Regale.

Im nächsten Schritt wurden alle Materialien dem jeweiligen Erfahrungsbereich zugeordnet. Dafür haben die pädagogischen Fachkräfte Spielsachen und Materialien reduziert und vieles aussortiert, Material neu geordnet und im Sinne des Waterkant-Konzepts lecker präsentiert. Auf diesem Wege konnte die ästhetische Bildung berücksichtigt und das Waterkant-Prinzip Klarheit & Struktur gut umgesetzt werden.

Ebenso trägt der Einsatz von Bild und Schrift zu einer klar erkennbaren Struktur und Ordnung bei.

Das Spielzeug selbst wurde reduziert und stattdessen vermehrt „Zeug zum Spielen“ zum Hantieren, Forschen und Entdecken angeboten, z. B. Natur- und Upcycling-Materialien. Im Rollenspielbereich wurde etwa das Plastikgeschirr durch echte Utensilien (Töpfe, Schneebesen, Porzellangeschirr etc.) ausgetauscht. So wird den Kindern die Erfahrung mit Materialien ermöglicht, die sie in ihrer unmittelbaren Umwelt im „echten“ Leben vorfinden. Seitdem gibt es z. B. auch ein neu eingerichtetes Architektenbüro im Bauraum mit „echten“ Materialien wie Zollstöcken, Bauhelmen, Pylonen, Taschenrechnern etc.

Um den Kindern mehr Raum für die Beschäftigung am Boden zu bieten und um Platz für die unterschiedlichen Erfahrungsbereiche zu schaffen, wurde auf eine Reduzierung von Tischen und Stühlen geachtet (z. B. durch Klapptische). Bei der Ausstattung achten die pädagogischen Fachkräfte zudem auf die Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Materialien wie Küchenutensilien aus Holz, Plastik und Metall.

In den Einrichtungen wurde von den Fachkräften gezielt eine zum jeweiligen Erfahrungsbereich passende Atmosphäre geschaffen, z. B. gemütliches Licht im Ruhebereich.
Bücherstöber-Ecke
Vorbereitete Umgebung: Kinderwohnung (Rollenspiel)
Die „Deko“ wurde reduziert und passend zum Erfahrungsbereich ausgewählt.

Das Prinzip der Schlichtheit wurde umgesetzt, indem z. B. von der Decke hängende Dekoration entfernt und helle, freundliche Farben eingesetzt wurden. An den Wänden angebrachte Bilder und Kunstwerke der Kinder werden nun in Rahmen und in vorgesehenen Regalen als Ausstellfläche präsentiert.

Während dieses Veränderungsprozesses stehen den Leitungen und Teams neben den theoretischen Materialien (Online-Kurs, Kurzfilme/Impulse) auch jeweils trägerinterne Begleitpersonen zur Seite, die häufig, durch den Blick von außen, hilfreiche Impulse und Anregungen geben können.

Die pädagogischen Fachkräfte befinden sich weiterhin im Prozess, Schritt für Schritt die Elemente und Prinzipien des Waterkant-Konzeptes im Rahmen der offenen bzw. teiloffenen Arbeit in den Einrichtungen umzusetzen. Die Erfahrungsbereiche und Funktionsräume werden fortwährend reflektiert und gemeinsam mit den Kindern umgestaltet, neu entwickelt oder umstrukturiert. In dieser Hinsicht befindet sich das Waterkant-Konzept in einer stetigen Weiterentwicklung, welche u.a. durch sich wandelnde Interessen und Bedürfnisse der Kinder beeinflusst wird.